„Inmitten von Kindern alt werden“ |
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Landau/Wallersdorf. Bis zur Zeugnisverleihung bleibt er noch, dann wird Nik Söltl seinen Arbeitsplatz, den er 40 Jahre inne hatte, verlassen. Allerdings würde der Pädagoge mit Leib und Seele wohl lieber weitermachen, wenn es nach ihm ginge. „Ich hatte im Leben sehr viel Glück gehabt, denn „eigentlich bin ich ja durch Zufall zum Lehrerberuf gekommen. Ich war damals bei der Bundeswehr und ein Freund von mir schrieb sich an der Pädagogischen Hochschule in Eichstätt ein. Er fragte mich, ob ich nicht mitkommen wolle, und da man für die Berufsfindung zwei Tage frei bekam, bin ich mitgefahren. Und so bin ich 1968 Lehrer geworden“, erzählt Nik Söltl. |
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Schnell merkte Söltl, dass ihm dieser Beruf sehr lag und er bei Jugendlichen gut ankam. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Die Atmosphäre an seiner Schule ist angenehm und das Verhältnis der Schüler zu ihrem Rektor ist fast schon herzlich. Da rutscht schon mal bei einem Erstklässler ein „du“ raus. Trotzdem ist Söltl eine Autorität in seiner Schule und hatte nie Disziplinprobleme. „Bei uns herrscht ein gutes Miteinander und die Schüler grüßen auch alle. Ich bin schon so etwas wie eine Vaterfigur. Gerade für diejenigen Kinder, die bei allein erziehenden berufstätigen Müttern aufwachsen, was in der heutigen Gesellschaft keine Seltenheit mehr ist. Die Kinder kommen mit ihren Problemen immer zu mir. Als Mann ist man dann sehr umschwärmt“, meint er lachend. „Es gibt nichts Schöneres für mich als inmitten von Kindern alt zu werden. Meine Kinder sind ja schon erwachsen und Enkelkinder sind noch nicht da“, fügt er bedauernd hinzu.
Nik Söltl war 16 Jahre lang an der Grundschule Landau zu Beginn seiner Laufbahn, mit kurzen Abstechern bei der Haupt- und damaligen Sonderschule. „Das waren meine Lehrjahre in Sachen Team-Arbeit und Umgang mit Kindern, Eltern und Kollegen. Die Schwester damals war eine vorbildliche Chefin und ich habe dort sehr viel gelernt“, sagt er. „Dann kam die Umbruchzeit, als ich 1987 Konrektor in der St. Josef- Schule in Dingolfing wurde. Damals hatten wir 50 Prozent russische Aussiedlerkinder an der Schule. Das war ein starke Herausforderung, ich musste sehr viel improvisieren und wir haben uns viele Freiheiten genommen. Dann 1999 kam ich an die Hauptschule nach Frontenhausen und ich war dort ebenfalls sehr stark als Streetworker in sozialen Bereichen für die Schüler tätig, was mir sehr liegt. Nach sieben Jahren kam ich dann nach Wallersdorf, was mit Grund und Hauptschule wieder ganz neue Möglichkeiten eröffnete. Wallersdorf hat die zweitgrößte Schülerzahl nach Landau und hat mich schon stark gefordert. Aber die Schule funktioniert und wenn ich den Stab übergebe, ich kann zufrieden zurück blicken auf das, was ich hinterlasse.“
Rektor Nik Söltl in seinem Büro . |
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Auch wenn er an seinem Beruf hängt, langweilig wird es ihm wohl nicht werden. „Ich habe keine Angst, jetzt in ein großes Loch zu fallen oder dass mir die Decke auf den Kopf fällt, wie manch anderem Kollegen, der sich zu stark mit seinem Beruf identifiziert. Jetzt mache ich erstmal Pause und lasse die Dinge auf mich zukommen. Ich werde mich auch nirgends festlegen, in Vereinen oder dergleichen, sondern erst einmal mit meiner Frau nach Russland reisen, und zwar, wenn die Schule wieder anfängt! Außerdem habe ich sehr viel Arbeit zu Hause – alte Fotos und Filme archivieren, dann möchte ich ein Isartaler Lesebuch machen mit vielen Bildern, Geschichtlichem, Stanzln, Lebensgeschichten von interessanten Leuten und ähnlichem. Ich werde also sehr beschäftigt sein.“ Aber jetzt heißt es erst noch offiziell Abschied nehmen. Am Donnerstag wird es eine große Feier geben.
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Bericht und Fotos
Jutta Lehmann |
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